2017 erhielt das Konzept des ICT Performers auf der „future thinking“ den Publikumspreis des Deutschen Rechenzentrumpreises. 2018 soll der Prototyp des Datacenter-Projektes mit automatischer IT-Bestückung und Energierückgewinnung entwickelt und realisiert werden.
Der ICT Performer ist als in sich geschlossenes Rechenzentrum konzipiert, das auch in Bestandsimmobilien – leerstehenden Lagerräumen, Produktionsflächen oder ungenutzten Fabrikhallen – montiert werden kann. Er besteht aus miteinander kombinierbaren, unterschiedlich langen, funktional jedoch gleichartigen Modulen. Ein voll ausgebildeter ICT Performer umfasst mindestens vier Racks, die sich symmetrisch auf beiden Seiten des Mittelgangs befinden, in dem eine Robotik für die IT-Automation arbeitet.
Rechenzentrum-Automat wird automatisiert bestückt und gewartet
Mit dem Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energie-Anwendung (IER) der Universität Stuttgart hat das Entwicklerteam der ICT Facilities GmbH unter Leitung von Geschäftsführer Holger Zultner das Prinzip der maximal möglichen Automation beim ICT Performer durchdekliniert: Der Mensch wird befreit von manuellen, immer wiederkehrenden Tätigkeiten. Die Informationen des DCIM-Systems über den Zustand des Systems sind über einen berührungssensitiven Bildschirm abrufbar, der Zutritt für Techniker durch einen Zugang am hinteren Ende der Einheit ist nur in Ausnahme- und Notfallsituationen vorgesehen. Die Authentifizierung des Zutritts erfolgt über ein biometrisches Handvenen-Erkennungssystem.
Die Bestückung und Wartung des ICT Performers erfolgt über eine automatisierte Schleuse: Das zu installierende Modul, bestehend aus einem Server-, Storage- oder Netzwerkgerät, wird mit einem speziellen Schienensystem eingezogen, innen von einem Roboter gegriffen und analysiert, an welcher Stelle die Komponente optimal in die IT-Racks eingeordnet werden kann, dort eingeschoben und über eine Backplane angebunden. Die Software des ICT Performers nimmt die neue Komponente anschließend automatisiert in Betrieb und gliedert sie in den Betriebsablauf ein. Auf umgekehrtem Weg werden die auszutauschenden Komponenten aus dem System entfernt.
USV entfällt durch Energierückgewinnung
Die Prozessoreinheit eines Moduls ist ganzflächig von einem Peltier-Element bedeckt, welches aus der anfallenden Prozessor-Abwärme Strom erzeugt. Rund 2 Prozent der Abwärme werden so in Strom umgewandelt werden. Nach den Ergebnissen des IER ist dies ausreichend, um die Batterien der Notstromversorgung bis zum Anlaufen eines Generators zu laden – eine teure und redundante USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung) für das Gesamtsystem kann so entfallen.
Zur Klimatisierung bringt das „Cool Top“-System Ventilatoren und Plattenwärmetauscher platzsparend im Deckenbereich des ICT Performers unter. Die entstehende Abwärme kann bspw. zum Heizen – oder über eine Adsorbereinheit – zur Unterstützung der Klimaanlage verwendet werden. In einem separaten Deckengang befinden sich daneben auch die Strom- und Datenkabel.
Der ICT Performer orientiert sich hinsichtlich der Betriebstemperaturen am maximal Erlaubten für IT-Serverinfrastrukturen. Er ist auf 20 Kilowatt Leistungsaufnahme pro Rack ausgelegt, ein PUE von 1,1 und Verfügbarkeitsklasse 3 nach DIN EN 50600 werden angestrebt. Ein Brandschutzsystem mit aktiver Brandfrüherkennung und Löschmittel ist zur Steigerung der Sicherheit für IT und Infrastruktur bereits integriert.
Realisation des Prototypen in 2018
Für die Entwicklung eines ersten Prototyps des ICT Performers definiert ICT Facilities aktuell ein Netz aus Leadership Competence Partnern, sodass der Rechenzentrum-Automat schon in diesem Jahr als verkaufsfertiges Produkt den Rechenzentrum-Markt bereichern kann. Denn das Konzept des ICT Performers verbindet, so die Laudatio von Ulrike Ostler, Chefredakteurin des Fachportals „Datacenter Insider“ auf der future thinking, maximale Modularität und Skalierbarkeit mit überzeugender Effizienz und Flexibilität.